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17. Tag: Der Aare nah am schöne grüene westindische Ozean

January 14th, 2013. Published under 16. bis 20. Tag, Alle Berichte, Reise. 1 Comment.

Wir geben es zu: So langsam kommen auch wieder heimatliche Gefühle auf und weil es heute eigentlich nur durab und immer entlang der Küste geht, passt doch das Soundpicture vom stillen Haas der gar nicht so still ist eigentlich ganz gut.

Aber der Reihe nach: Am Morgen waren wir wieder mal die letzten, sahen aber auch dieses Mal zumindest einige der anderen Teams abdampfen. Wir nahmen dann erstmal das Frühstücksbuffet des Ressort Hotels unter die Lupe und dann die Zähne. Frisch gestärkt gingen wir dann die Rickshaw laden

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und los gings.

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Und auch heute wurden wir nicht enttäuscht – der real existierende Verkehr bietet immer wieder beste Sujets, wie hier z.B. der indische Beitrag zur Bewältigung der Bankenkrise – Praise the Lord – sponsored by the State Bank of Talapady. Und weil der Bus auch noch die 42 trägt ist er sozusagen ein Teamgefährte von uns.

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Obwohl – unsere Freunde sind die Busfahrer nicht! Denn heute herrschte mal wieder tierischer Verkehr (zuvorderst läuft das Huhn)

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ganz saumässig sogar –

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wobei sich v.a. die Buspiloten profilieren. Die Art und Weise wie die Busse einfach alles nieder- und wegfahren, was im Weg ist, ist unglaublich und wir haben geschworen, in Indien nie einen Fuss in einen solchen Buss zu setzen! Ueberholmanöver beginnen typischerweise mit einem leisen Rauschen, rasch lauter werdendem Motorengrollen und dann dem gezielten Einsatz einer +140dB lauten Wegpusthupe. Danach schiebt sich ein stählerner Koloss unbesehen der vor ihm fahrenden Kollegen und allfällig entgegenkommender Fahrzeuge stur in der Mitte an allem vorbei – es sei denn, es käme ein ebensolcher todessehnsüchtiger Busfahrer entgegen. Dann gibt’s in der Regel 5Min Stau, bis wieder alles sortiert ist. Und – anders als im Norden wird hier im Süden auch geschnitten und reingedrängelt was das Zeug hält – während im Norden gilt, wer bremst verliert so ist im Süden der Slogan wer später bremst ist früher tot.

Direkt nach den Busfahrern rangieren übrigens die Pilgerfahrzeuge. Deren Inhalt, die Pilger sind zwar äusserst angehme, nette und sympathische Zeitgenossen und immer für ein Hallo zu haben. Aber die Fahrzeuge sind recht böse, hochmoterisierte Gross-Geländewagen mit unübersehbarem Fahnenschmuck, meist übersäht mit Segnungszeichnungen (wir nehmen mal nicht an, dass sie so die Strassenopfer markieren – wäre sehr unpassend zu diesem wirklich sanftmütigen Menschen). Vor dem Start wird am Kühlergrill meist noch ein Räucherstäbchen angezündet und  dann wird auf Biegen und Brechen losgeröstet – gut – mit deren 500 Göttern im Rücken kann man es vermutlich schon wagen, so auf die Tube zu drücken – wir jedenfalls tucken uns schnell zur Seite weg, wenn die kommen.

Aber lassen wir dieses eher unerfreuliche Strassenverkehrsthema und nehmen wir uns eines der grossen Rätsel von Indien an – den Kühen. Welche eigentlich meist Stiere sind. Was wir irgendwie verstehen, denn wenn man die nicht essen darf, dann sind sie eigentlich zu ziemlich wenig Nütze. Ausser vielleicht zu dekorativen  Zwecken.

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Und natürlich als Fotosujet für die Touristen – hier der prächtige Templelbulle von Udupi

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Neben diesen Paradekühen / –stieren gibt es aber noch diverse Subspeizies: Z.B. die Grabenkuh, welche den ganzen Tag durch die Abwässergräben der Städte ziehen (vermutlich halt eine untere Kuhaste). Oder Kühe mit und ohne Hörner oder eins gegen vorne, eins zurück – diese sind meist vom Typus “Mitte-Strasse-Kuh-geradeaus-stierend”, wobei sie vermutlich in der Pubertät mal gegen das stoische geradeaus stehen aufbegehren mussten und seither eben ein Horn nach hinten tragen. Dann gibt es auch noch die Büffel, welche bedächtig ihre Furchend durch die Reisfelder pflügen – die müssen eher brahmanische Wurzeln haben – strikte vegetarisch und schon angenehm den Bauch im lauwarmen Wasser oder Schlamm tunkend. Neben diesen klassischen Kasten gibt es auch noch neue Entwicklungen, wie die intelektuelle Kuh, welche bevorzugt Lesematerial kaut und sich von Zeitungen ernährt – wobei auch mal zur Abwechslung an Kokosschalen genascht wird.

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Bei all diesen relevanten Erkuhntnissen haben wir dennoch eines der grossen Rätsel der indischen Küche nicht zu lösen vermocht. Denn im vegetarischen Bereich wird jeweils ein Drittel aller Gerichte mit Paneer zubereitet. Das sei eine speziell Art Käse und tatsächlich schmeckt sowohl das Chilly Paneer, das Paneer Masala etc. alles durchaus nach Käsen. Nur – wenn alle Kühe Stiere sind, wo kommt dann die Milch her. Also haben wir mal die Kellner befragt – aber leider keine Antwort erhalten. Selbst Muh und Mäh-Leute haben nichts zur Klärung beigetragen. Und da wir weder Kuhherden noch Kühe mit Milcheuter gesehen haben, haben wir dann halt mal einen Bullen direkt gefragt. Der aber hat leider auch nur etwas Unverständliches von wegen blöde Touristen geschnaubt und uns weiterhin indisch stoisch angestiert.

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Und zwischendurch geniessen wir immer wieder das idyllische Landleben – freuen uns über die nicht zuletzt dank euren Spenden immer besser funktionierenden Wasserversorgung – hier ein modernes Zugbrunnenbeispiel

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bestaunen die lokalen Transportmittel – hier ein Ledi-Schiff Kerala Style

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oder pflücken uns eine Banane vom Baum Der Leitspruch von Kerala “Gods own Country” macht so durchaus Sinn – zumindest wenn man Bananen und Kokosnüsse mag. Für Big Mac Liebhaber ist’s wohl eher kalter Entzug.

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Und weil uns langsam die Themen ausgehen schweigen wir uns auch stundenlang, bloggend, navigierend, sinnierend an. Dazwischen gibt es aber immer wieder interessanten Gesprächsstoff wie z.B. die Beschaffenheit der Strasse und die erfühlten unterschiedlichen Haftreibungskoeffizienten. Hier eine Trouvaille – da ist man eigentlich schon unterwegs bei sich zu Hause auf dem Gartensitzplatz.

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Am heutigen Tag war aber offensichlich auf der Strasse wirklich was los – wir passierten unzählige Demonstrationszüge und bestaunten, dass die Inder zwar die kompletten Chaoten im Strassenverkehr sind, dass sich aber die Zürcher 1. Mai Chaoten bezüglich Demodisziplin hier noch ein Stückchen abschneiden könnten. Denn zuerst werden die Kinder in den Schuluniformen als Eisbrecher losgeschickt,

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dann kommen die Frauen
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und zuletzt dann Herren der Schöpfung.
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Macht Sinn.

Abends haben wir dann ein Hotel am Strand von Kohzikode angesteuert und als wir auf dem Parkplatz noch andere Tucks sahen wussten wir, dass wir hier richtig waren. Nach einem leckeren Dinner, dem üblichen on the road Gequatsche haben wir uns dann noch das Erlebnis vom anderen Stern gegönnt und sind an den Strand spazieren gegangen. Was – solange es dunkel war – noch ziemlich unauffällig möglich war – zumindest Dr. Daktari verfügt ja über die landestypische Gesichtsbehaarung – aber sobald wir in die Nähe der beleuchteten Bühne eines Open Air Music und Tanz Festivals gelangten waren wir natürlich sofort umzingelt. Und weil auch die Musik enorm laut war, haben wir dem Treiben dann lieber aus etwas Distanz zugesehen und sind schon bald ins Hotel zurück um die letzte Fahretappe vorzubereiten.

Tuck of the day ist diesmal eindeutig das Namaste outta my Way – ganz klar ein Wunsch jedes richtigen Tuckers. Wobei diese Besetzung gar keine Tucker sondern Tuckerinnen sind – nämlich drei Travelbloggerinnen aus der ganzen Welt, deren Blogs wir aber leider noch nicht gefunden haben – egal – die Girls/Ladies selbst sind ganz nett und wir haben uns letztmals in Gokarna fröhlich zugewunken.

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One Comment

Tinman  on January 18th, 2013

Während Ihr Euch am westindischen Ozean getümmelt habt und Euch mit stoischen Bullen auseinandersetzt, schneit es hier bei -2°C, ich musste jetzt doch endlich die lange erworbenen Winterreifen aufziehen und traue mich auf keinen Fall auf mein Töff, was wohl erst wieder im April in Erscheinung treten wird..

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